Der Schiefe Turm von Dausenau: 5,22 Grad Neigung
Foto: Thomas Frey / picture alliance/dpaDas Dorf Dausenau an der Lahn muss seinen Turm stabilisieren, der noch schiefer als das Wahrzeichen von Pisa ist. »Es sind schon ein paar Steine rausgebröckelt und auf parkende Autos gefallen«, sagte Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler (SPD) am Donnerstag. Am Mittwoch hätten zwei Experten den denkmalgeschützten Schiefen Turm der mittelalterlichen Mauer um Dausenau begutachtet: Das Fundament müsse stabilisiert und das Mauerwerk saniert werden.
Wittler geht von sechsstelligen Kosten aus und hofft auf Landes- und Bundeszuschüsse: »Das ist ja kein Denkmal nur für Dausenau, sondern ein einzigartiges Bundesdenkmal.« Zuvor hatte der SWR darüber berichtet.
Der 1300-Seelen-Ort Dausenau bedauert schon lange einen verpassten Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Sein Schiefer Turm hat laut dem Verein Historisches Dausenau eine Neigung von 5,22 Grad. Das Guinness-Buch führt jedoch einen Kirchturm im ostfriesischen Suurhusen mit einer leicht geringeren Neigung von 5,19 Grad als Weltrekord bei unabsichtlich geneigten Türmen auf. Die Begründung: Der Schiefe Turm an der Lahn sei nur eine Ruine.
Pisa und andere schiefe Türme:Schräge NeigungVon Anja Reumschüssel
Pisa:Schiefer Turm wird gerader
Dem Verein Historisches Dausenau zufolge ist der berühmte Schiefe Turm von Pisa weniger geneigt als das Exemplar an der Lahn, wirke jedoch schiefer, weil er höher sei.
Ihr Traum sei es, den gut 16 Meter hohen Turm von Dausenau langfristig in Absprache mit dem Denkmalschutz für Touristen oben zugänglich und dann auch einen neuen Vorstoß beim Guinness-Buch zu machen, sagte die irischstämmige Ortsbürgermeisterin der Nachrichtenagentur dpa.
Der Schiefe Turm von Dausenau ist Teil der mittelalterlichen Stadtmauer. Sein Standort am Hang – teils auf Felsen, teils auf steinigem lehmhaltigen Boden – führte früh zu einer leichten Neigung. Diese nahm zu, als daneben die mittelalterliche Mauer samt Stützen teilweise abgebrochen wurde, das Grundwasser mit der Schiffbarmachung der Lahn stieg und vor dem Bau einer Umgehungsstraße mehr Lastwagen vorbeifuhren.
ime/dpa