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Polizeiliche Kriminalstatistik: Schlechte Zeiten für Einbrecher, gute Zeiten für Betrüger

2021-04-15T16:20:05.869Z


Die Zahl der von der Polizei erfassten Straftaten ist 2020 gesunken. Mit den Vorjahren lässt sich die Kriminalstatistik allerdings nur bedingt vergleichen – wegen der Corona-Pandemie. Bild vergrößern Innenminister Horst Seehofer: »Die Entwicklung ist ausgesprochen positiv Foto: via www.imago-images.de / imago images/Political-Moments Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr auch die Kriminalitätsentwicklung in Deutschland beeinflusst. Taschendiebe und Einbrecher hatten es zuletzt schwer, Opfer zu finden, wie aus der von Innenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin vorgeste


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Innenminister Horst Seehofer: »Die Entwicklung ist ausgesprochen positiv

Foto: via www.imago-images.de / imago images/Political-Moments

Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr auch die Kriminalitätsentwicklung in Deutschland beeinflusst. Taschendiebe und Einbrecher hatten es zuletzt schwer, Opfer zu finden, wie aus der von Innenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2020 hervorgeht. Gleichzeitig nutzten Betrüger die Pandemie, um unrechtmäßig staatliche Corona-Hilfen einzusacken oder verängstigten Bürgern mit angeblichen Wundermitteln gegen das Virus Geld aus der Tasche zu ziehen.

Insgesamt sank die Zahl der registrierten Straftaten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um 2,3 Prozent auf rund 5,31 Millionen Fälle. Demnach verbesserte sich die allgemeine Kriminalitätslage bereits das vierte Jahr in Folge. »Die Entwicklung ist ausgesprochen positiv«, sagte Seehofer bei der Präsentation. Innerhalb der vergangenen fünf Jahren sei die Zahl der von den Sicherheitsbehörden registrierten Delikte um eine Million gesunken.

Die Aufklärungsquote sei 2020 auf 58,4 Prozent gestiegen und habe damit eine neue historische Bestmarke erreicht, hieß es. Bei Tötungsdelikten, Sozialleistungsbetrug und Schwarzfahren war die Aufklärungsquote demnach am höchsten. Bei Wohnungseinbrüchen und Fahrraddiebstahl besonders niedrig.

Die PKS-Zahlen lassen aber keine klaren Rückschlüsse auf die tatsächliche Kriminalitätsbelastung zu, weil unklar ist, wie viele Delikte gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden.

Als »besorgniserregend« bezeichnete Seehofer die Entwicklung im Bereich der häuslichen Gewalt. Dort sei das Dunkelfeld allerdings besonders hoch, so der Minister. Nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Übergriffe werde auch bei der Polizei angezeigt. Für den Herbst kündigte er eine Sonderauswertung des Bundeskriminalamts zu dem Thema an.

Sexueller Missbrauch von Kindern

Die Polizei hat trotz der Corona-Kontaktbeschränkungen mehr sexuellen Missbrauch von Kindern aufgedeckt. Und das, obwohl Missbrauch, wenn er in den heimischen vier Wänden stattfand, wegen der vorübergehenden Schließung von Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen womöglich eher unentdeckt blieb – und obgleich manche Tatgelegenheiten für Fremde wegfielen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) erklärt die Zunahme um 6,8 Prozent auf 14.594 Fälle im Jahr 2020 teilweise mit den über die Internet-Recherche zu Missbrauchsbildern aus den USA gemeldeten Fällen, bei denen der Tatort in Deutschland liegt. Außerdem seien nach den großen Missbrauchsverfahren in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster die Ermittlungen intensiviert worden.

Die Zahl der Straftaten in Zusammenhang mit pornografischen Darstellungen von Kindern und Jugendlichen stieg sogar um rund 54 Prozent an – auf 26 739 Fälle. Dabei spielt laut BKA auch der Trend eine Rolle, dass Kinder und Jugendliche – teilweise ohne zu wissen, dass dies eine Straftat ist – solche Bilder in Gruppenchats teilen und damit verbreiten, etwa über WhatsApp, Instagram oder Snapchat.

Minderjährige als Täter

Über alle Delikte hinweg ging die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen aber zurück – in diesen Gruppen um 3,6 Prozent beziehungsweise 8,8 Prozent. Die Polizei vermutet, dass dies teilweise an der »eingeschränkten Möglichkeit der Freizeitgestaltung im öffentlichen Raum sowie den eingeschränkten Tatgelegenheiten im Zusammenhang mit den Corona-Schutzmaßnamen« liegt.

Einbruch und Diebstahl

Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche 2020 um 13,9 Prozent gesunken ist, überrascht nicht. Schließlich haben sich die Menschen wegen Distanzunterricht und Home Office viel mehr daheim aufgehalten als in normalen Zeiten. Dadurch gab es für Einbrecher deutlich weniger Gelegenheiten, unbemerkt in Wohnungen einzusteigen. Das galt auch für Taschendiebe, die im öffentlichen Raum nicht so viele potenzielle Opfer vorfanden wie sonst. Das BKA vermutet zudem einen Zusammenhang zwischen den verstärkten Grenzkontrollen und dem Rückgang der Diebstahlskriminalität.

Auch wenn da meist nicht so viel zu holen ist, verlagerten sich einige Einbrecher mangels anderer Tatgelegenheiten 2020 darauf, in Keller, Waschküchen und Speicher einzusteigen. Hier registrierte die Polizei eine Zunahme der Fälle um 10,6 Prozent.

Gewaltverbrechen

Die Gewaltkriminalität nahm zwar insgesamt um 2,4 Prozent ab – auf 176.672 Straftaten. Bei den Unterkategorien Mord, Totschlag, Vergewaltigung und anderen Sexualdelikten verzeichnete die Polizei allerdings eine Zunahme von jeweils mehr als drei Prozent.

Verstöße gegen den Infektionsschutz

Bundesweit 6779 Straftaten nach dem Infektionsschutzgesetz wurden 2020 erfasst. Allerdings sind nicht alle Verstöße gegen die jeweils vor Ort geltenden Corona-Schutzbestimmungen Straftaten. Bei den meisten Verstößen handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten, die mit einem Bußgeld geahndet werden.

Angriffe auf Vollstreckungsbeamte

Dass die Zahl der körperlichen Attacken auf Polizeibeamte und andere Ordnungskräfte im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent auf fast 15.800 Fälle gestiegen ist, hat wohl auch mit dem Frust über die Einschränkungen in der Corona-Krise zu tun. Angehörige der sogenannten Querdenker-Bewegung hätten sich bei Kundgebungen in Stuttgart, Berlin und Kassel mehrfach »vollkommen unverantwortlich verhalten«, sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).

»Eine der wesentlichen Ursachen« für den Anstieg bei den Attacken auf Polizisten sei die Polarisierung durch die Corona-Pandemie, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Die Beamten seien damit besonders konfrontiert, weil sie Protestkundgebungen begleiten und Infektionsschutzmaßnahmen durchsetzen müssten. »Meine Kolleginnen und Kollegen erleben fast täglich Situationen, in denen ihnen unvermittelt Brutalität entgegenschlägt«, sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Dietmar Schilff.

wit/dpa/AFP

Source: spiegel

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