Stand: 23.02.2024, 09:37 Uhr
Von: Anna-Lena Kiegerl
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Sarah Wagenknecht hält das deutsche Rentensystem für eines der schlechtesten in Europa. Der Sozialverband Deutschland wehrt sich dagegen, doch Altersarmut wird häufiger.
Bremen – Aktuell wird nahezu jeder dritte Arbeitnehmer nach 40 Jahren Arbeit mit weniger als 1100 Euro im Monat auskommen müssen. Das geht aus einer Antwort des Bundestags auf Anfrage von Sahra Wagenknecht hervor, die der Augsburger Allgemeinen vorliegt. Demnach werden sieben Millionen der aktuelle 22 Millionen Vollzeitbeschäftigen in Deutschland eine Rente von weniger als 1100 Euro monatlich beziehen.
Altersarmut für deutsche Rentner? „Eines der schlechtesten Rentensysteme in Europa“
Nimmt man andere Einkommensquellen außer Acht, läge diese Summe unter der vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut definierten Armutsgrenze. Diese liegt bei 60 Prozent des mittleren bedarfsgerechten Einkommens der Bevölkerung in Privathaushalten. Die Armutsgrenze betrug im Jahr 2022 1189 Euro netto für einen Einpersonenhaushalt und 1783 Euro für einen Zweipersonenhaushalt ohne Kinder.
Auch ein Renten-Experte warnt vor Armut im Alter. Laut Statistischem Bundesamt ergaben Untersuchungen der EU Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) von 2022 ähnliche Werte: Demnach lag der „Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.000 Euro netto im Jahr (1250 Euro im Monat)“. Daraus ergab sich, dass in Deutschland 14,7 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht sind. Die Armutsgefährdungsquote für Menschen ab 65 Jahren lag bei 18,3 Prozent und damit über dem Durchschnittswert. Personen ab 75 Jahren wiesen eine Armutsgefährdungsquote von 17,9 Prozent auf.
Könnten zahlreichen Menschen die Altersarmut drohen? (Symbolbild) © Imago/Wolfgang Maria Weber
Geldprobleme als Rentner? Hier können Sie Hilfe finden
Für Rentner, die aufgrund einer geringen Rente in Not geraten, gibt es jedoch verschiedene Anlaufstellen. Einige Beispiele sind:
- Ein Herz für Rentner: Senioren ab 58 Jahren, deren Rente zwischen 500 und 960 Euro liegt, können hier Hilfe beantragen. Unterstützung gibt es in Form eines kleinen monatlichen Geldes, sowie einer Obst- und Gemüsebox. Außerdem gibt es Soforthilfe für größere Anschaffungen, wie zum Beispiel eine Waschmaschine.
- AWO Pflege- und Seniorenberatung: Bei der Arbeiter-Wohlfahrt (AWO) können sich Senioren online oder auch telefonisch Beratung holen, zudem gibt es ein breites Spektrum an Hilfsangeboten.
- Seniorenhilfe Lichtblick: Finanziell in Not geratene Rentner können Hilfe beantragen. Insgesamt 27.000 bedürftige Senioren werden bereits unterstützt. Der Verein finanziert sich durch Spenden, so ist auch eine monatliche Patenschaft möglich.
- Allgemeine Sozialberatung der Caritas: Angebote zur Beratung gibt es viele, so zum Beispiel bei der Caritas. Fachleute können bei sozialen Problemen helfen und Ratschläge geben.
Sozialverband Deutschland kritisiert Wagenknechts Renten-Aussagen: „Es ist vor allem gefährlich“
Die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht spricht von einem sozialpolitischen Skandal. „Deutschland steuert auf eine Rentenkatastrophe zu. Das ist gesellschaftlicher Sprengstoff. Die Rente ist das wahrscheinlich größte soziale Problem unserer Zeit“, erklärte die Parteigründerin des BSW gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Das deutsche Rentensystem bezeichnet sie als „eines der schlechtesten Rentensysteme in Europa“. Sie fordert unter anderem ein Rentensystem ähnlich dem in Österreich.
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Diese Haltung kritisiert der Sozialverband Deutschland. „Es ist nicht nur falsch zu behaupten, das deutsche Rentensystem sei eines der schlechtesten“, so die Vorsitzende Michaela Engelmeier. „Es ist vor allem gefährlich und schadet der Alterssicherung der Menschen insgesamt“, meint Engelmeier. Das sehr umfangreiche Leistungsspektrum der gesetzlichen Rente, von Alters- über Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrenten, bis hin zu Reha- und Präventionsleistungen, sei grundsätzlich ein richtig gutes System, das jedoch noch verbessert und weiter stabilisiert werden müsse.