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Tanzschulen-Chef Alexander Müller klagt: „Wir fallen hinten runter“

2021-04-13T18:07:53.822Z


Wolfratshausen – Nicht nur reguläre Schulen mussten aufgrund der Corona-Pandemie auf Distanzunterricht umstellen. Auch das Wolfratshauser Tanzzentrum Müller unterrichtet aus der Ferne per Videoschalte ins heimische Wohnzimmer. Die Tänzerinnen und Tänzer sind froh über dieses Angebot. Doch Inhaber Alexander Müller sehnt die Öffnung seines Studios herbei. Er vermisst den persönlichen Kontakt zu sein


Wolfratshausen – Nicht nur reguläre Schulen mussten aufgrund der Corona-Pandemie auf Distanzunterricht umstellen. Auch das Wolfratshauser Tanzzentrum Müller unterrichtet aus der Ferne per Videoschalte ins heimische Wohnzimmer. Die Tänzerinnen und Tänzer sind froh über dieses Angebot. Doch Inhaber Alexander Müller sehnt die Öffnung seines Studios herbei. Er vermisst den persönlichen Kontakt zu seinen Schülern.

Herr Müller, seit wann bieten Sie Online-Unterricht an?

Alexander Müller: Wir arbeiten bereits seit dem ersten Lockdown im März 2020 online. Meine Tochter und meine Schwiegertochter haben da sehr schnell reagiert und sich die Technik reingezogen, damit wir zu den Leuten nach Hause ins Wohnzimmer kommen können. Seit über fünf Monaten machen wir nun unsere Kurse über eine Internetplattform. In reduziertem Maß, aber es geht. Wir bieten unsere Kurse fast 1:1 für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und die Tanzkreise an.

Mussten Sie dafür Ihren Saal umbauen?

Alexander Müller: Wir haben den Tanzsaal dafür entsprechend hergerichtet, dass wir für die Teilnehmer paarweise vortanzen können und sie das zuhause auch sehen. Beim Hip-Hop und beim Kindertanzen ist das nicht notwendig. Aber gerade beim Paartanz ist das schon wichtig.

Walzer im Wohnzimmer: Geht das überhaupt?

Alexander Müller: Platz ist in der kleinsten Hütte (schmunzelt). Da wird im Wohnzimmer der Teppich weggerollt und los geht’s. Wir haben unser Unterrichtsprogramm so gestaltet, dass es auch auf kleinstem Raum möglich ist, mitzumachen. Wir haben ein bisschen Abstand genommen von den starken Bewegungstänzen wie Quickstep, Slowfox und langsamer Walzer. Man kann auch mit kleinen Choreografien im Wohnzimmer das ein oder andere machen. Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Unser Landkreis lebt jetzt nicht auf den kleinsten Wohnflächen. Da findet sich schon Platz im Keller oder Gästezimmer.

Kontrollieren die Lehrer ihre Schüler auch am Bildschirm?

Alexander Müller: Sicher – wenn sie die Teilnehmer sehen. Die Schüler müssen wir manchmal schon ermahnen, dass sie ihre Kamera einschalten. In der Schule müssen sie das nicht immer. Im Hip-Hop-Unterricht war es manchmal so, dass der Lehrer vor einem schwarzen Loch herumgehüpft ist und nichts korrigieren konnte. Aber wir halten die Schüler schon an, dass wir sehen wollen, ob sie das auch richtig machen. Die Kinder sind ganz aktiv dabei. Die Pubertäts-Teenager wollen sich nicht immer anschauen lassen.

Wie viele Schüler nutzen das Online-Angebot?

Alexander Müller: Teilweise sind 20 Paare angemeldet, aber insgesamt schwanken die Zahlen. Mal sind es mehr, mal weniger. In letzter Zeit merkt man deutlich, dass gerade die Jugendlichen etwas müde geworden sind von dieser Online-Geschichte.

Woran liegt das?

Alexander Müller: Sicherlich am Homeschooling, wo die Schüler ja auch vor dem PC sitzen. Sie schalten sich nicht mehr so häufig ein, wie sie das am Anfang gemacht haben. Die Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen dauert mittlerweile einfach zu lange.

Sind Sie mit der Resonanz zufrieden?

Alexander Müller: Das Feedback ist sehr positiv. Unsere Kunden sind glücklich, dass sie überhaupt was machen können. Aber es fehlt halt der Sozialkontakt. Und der fehlt uns auch als Lehrer.

Seit November ist Ihre Tanzschule für Präsenzkurse geschlossen. Kommen Sie über die Runden?

Alexander Müller: Wir haben im vergangenen Jahr 40 Prozent Umsatzeinbußen gehabt. Das ist eine ganze Menge Geld. Meine Mitarbeiter sind zu 50 Prozent in Kurzarbeit. Dadurch dass wir Eigentum haben, was ja noch der Bank gehört, ist es für uns machbar. Wir haben noch eine Filiale in Penzberg gehabt, die wir 2020 Gott sei Dank aufgegeben haben. Aber nicht coronabedingt, das war vorher schon in Planung. So haben wir keine Mietkosten, sondern nur Kreditzinsen. Der Kredit verlängert sich halt jetzt wahrscheinlich um ein paar Jahre. Sollte der Lockdown für uns noch ein halbes Jahr weitergehen, wird es langsam eng.

Haben Sie staatliche Unterstützung beantragt?

Alexander Müller: 2020 haben wir Sofort-Hilfe beantragt und bekommen. Auch von den November- und Dezember-Hilfen haben wir einen kleinen Teil erhalten. Aber das deckt lange nicht, was wir einbüßen mussten.

Wie blicken Sie in die Zukunft?

Alexander Müller: Wir stehen in den Startlöchern und warten jeden Tag darauf, dass wir loslegen dürfen. Wir haben 2020 alle geforderten Hygienemaßnahmen erfüllt und sogar für mehrere tausend Euro einen Luftreiniger eingebaut. In einer Stunde können wir damit die Luft aus dem ganzen Saal austauschen. Aber über die Tanzschulen spricht die Regierung gar nicht ...

... fühlen Sie sich im Stich gelassen?

Alexander Müller: Wir fallen hinten runter, weil es für die Politiker wichtigere Themen gibt. Wir sind perspektivlos. Und das war ich in meinem Leben noch nie. Wobei – wir können von jetzt auf gleich wieder anfangen. Und Angst haben wir nicht, dass die Leute nicht mehr kommen. Die stehen genauso in den Startlöchern wie wir. Hoffen wir alle auf das Beste!

nej

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Source: merkur

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