München – Schlösser, Wälder, Fischrechte – und ein Biergarten. Das Vermögen der Wittelsbacher, das zum Teil vom gleichnamigen Ausgleichsfonds verwaltet wird, ist umfangreich und war bislang Anlass vieler Spekulationen. Doch langsam kommt Klarheit in die Besitztümer der einstigen Königsfamilie. Die Grünen im Landtag haben ein ganzes Arsenal an Anfragen gestartet und gestern auch im Finanzausschuss nachgebohrt – zum Ärger der CSU, der das langsam zu viel wird.
„Sie führen eine reine Neiddiskussion“, warf der CSU-Abgeordnete Ernst Weidenbusch den Grünen vor. Mehr noch: „Es ist eine unverfrorene Frechheit, wie Sie sich hier aufspielen“, warf er Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann vor. Der vermutet Steuerbegünstigungen. Das Finanzministerium dementiert das. Steuerprivilegien für die Wittelsbacher „bestehen nicht“, heißt es in einer umfangreichen Beantwortung einer von mehreren Grünen-Landtagsanfragen.
Ausgleichsfonds ist 444 Mio Euro schwer
In dem Papier listet das Ministerium auch auf, was den Wittelsbachern so gehört. Sie haben unter anderem 43 000 Kulturgüter als Leihgaben für staatliche Museen zur Verfügung gestellt, weitere über 13 500 werden vom Ausgleichsfonds verwahrt. Selbst beim Ticketverkauf für das (verstaatlichte) Schloss Nymphenburg verdient der Fonds mit. Weitere Details: Das Wohnrecht auf Schloss Nymphenburg, wo auch das Familienoberhaupt Herzog Franz lebt, erstreckt sich inklusive Gartenanlagen auf über 12 500 Quadratmeter. In München gibt es etliche weitere Besitztümer, so das Arco-Palais in der Theatinerstraße und auch der Hirschgarten mit Gaststätte und Biergarten. Insgesamt wurde allein das Vermögen des Ausgleichsfonds 2018 auf 444 Millionen Euro geschätzt. Davon getrennt ist das Privatvermögen der Wittelsbacher, zu dem keine Angaben vorliegen. Jährlich erfolgen Ausschüttungen des Fonds an die Familie in zweistelliger Millionenhöhe. Deutlich zurückgewiesen wird Hartmanns Forderung, künftig auf Anreden wie „Königliche Hoheit“ zu verzichten. Auch „formal überkommene Titulierungen“ könnten bei historischem Adel weiter verwendet werden, antwortet Finanzminister Albert Füracker (CSU).
Am liebsten würde Hartmann die Vereinbarung zum Vermögensausgleich von 1923 neu verhandeln. Aber das ging dem Ausschussvorsitzenden Josef Zellmeier (CSU) zu weit: „Das Thema nach 100 Jahren wieder aufzumachen, halte ich nicht für klug.“