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Auf jede Miete passt ein Deckel

2021-04-15T16:29:18.319Z


Warum der gescheiterte Mietendeckel einen Nachfolger braucht. Was der Ex-Chef des Mossad über die Atom-Sabotage in Iran sagt. Und wie Forscher ein Mischwesen aus Affe und Mensch schufen. Das ist die Lage am Donnerstagabend.


1. Deckel ab

Skurrilitäten sind in den Berichten über den Mietmarkt einfacher zu finden als bezahlbare Wohnungen in Hamburg-Eppendorf, Berlin-Schöneberg oder München-Schwabing. Da gibt es die Geschichte vom Münchner Vermieter, der von seinen Mietern deutlich weniger verlangt als ortsüblich ist – und der die Miete sogar senkt, wenn eine Familie ein Kind bekommt. Das Finanzamt attestiert ihm fehlende Gewinnabsicht, steuerrechtlich heißt das Liebhaberei, so dass er Kosten für Renovierarbeiten nicht mehr absetzen darf. Da sind die Annoncen für Zweizimmer-Apartments in Berlin-Mitte, 68 Quadratmeter für 2720 Euro. Da sind Besichtigungstermine, zu denen 400 Interessenten kommen. Da sind langjährige Mieter, die ihr Zuhause verlieren, weil die Wohnung im Alter zu teuer wird. Und da ist ein Dickicht an Bauvorschriften und Genehmigungsverfahren, das es schwer macht, schnell mehr Wohnraum zu schaffen.

Bild vergrößernFoto: Jürgen Ritter / imago images

Mit einer Mietpreisbremse versuchte der Bund halbherzig, wenigstens die explodierenden Mieten in den Griff zu bekommen. Vergeblich. Der Berliner Senat dachte sich dann den Mietendeckel aus, durch den die Preise tatsächlich sanken. Heute hat ihn das Bundesverfassungsgericht aber gekippt – Berlin habe als Bundesland seine gesetzgeberische Kompetenz überschritten.

Berlin wollte den Mieterinnen und Mietern eine »Atempause« verschaffen. »Allerdings profitierten vor allem Menschen, die in begehrten Wohnlagen leben«, berichten meine Kollegen Henning Jauernig und Michael Kröger. Und: Das Angebot an Mietwohnungen schrumpfte. Der Deckel war also weder handwerklich noch praktisch das richtige Instrument. Er war ein Experiment, es brachte nicht das erhoffte Ergebnis. Das heißt nicht, dass kein neues folgen sollte – im Gegenteil.

  • Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen: Was das Mietendeckel-Urteil bedeutet

2. Schattenkrieger

Bild vergrößernFoto: JIM HOLLANDER / EPA

Ende vergangener Woche meldete Iran einen Zwischenfall in der Atomanlage Natans: Eine Explosion hatte einen Stromausfall verursacht. Inzwischen macht die Führung in Teheran ihren Erzfeind Israel für diesen »nuklearen Terrorakt« verantwortlich. Meine Kollegin Alexandra Rojkov ist gerade in Tel Aviv (worum sie viele Kolleginnen und Kollegen beneiden: offene Straßencafés, hohe Impfquote); sie hat jetzt mit dem früheren Chef des legendären Geheimdienstes Mossad, Dani Yatom, über die möglichen Hintergründe gesprochen.

»Yatom hat mehrfach während des Gesprächs betont, dass er gar nicht sicher sei, ob es Israel überhaupt war«, erzählt Alexandra, »das war fast ein bisschen komisch. Denn mit hoher Sicherheit war es Israel – wer sonst?« So bestätigten anonyme Regierungsquellen der »New York Times« die Beteiligung des Landes an der Operation. »Aber seine Aufgabe als Mossad-Chef war es eben, Dinge so gut wie möglich zu verschleiern«, sagt Alexandra. »Und dafür fühlt er sich offenbar immer noch verantwortlich, sogar außer Dienst.«

  • Lesen Sie hier das ganze Gespräch: So erklärt der Ex-Mossad-Chef die Atom-Sabotage in Iran

3. Nicht Mensch, nicht Affe

Bild vergrößernFoto: 

pzAxe / ddp

Kling nach Science Fiction, ist aber Science: Ein internationales Forscherteam hat einen Embryo mit Zellen von Mensch und Makak gezüchtet. »Die Pioniertat ist spektakulär, aber ethisch höchst umstritten«, berichtet mein Kollege Johann Grolle. Gibt es bald Tiere mit Menschenorganen?

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Forscher erschaffen Mischwesen aus Mensch und Affe

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Was heute sonst noch wichtig ist

  • Haseloff will Kanzlerkandidatur an Umfragewerte knüpfen: Söder gegen Laschet – wer wird Kanzlerkandidat der Union? Als erster CDU-Ministerpräsident fordert Sachsen-Anhalts Reiner Haseloff, die Frage anhand der Umfragewerte zu klären.

  • Jeder fünfte Inlandsflug soll wegfallen: Kurze Flüge gelten als besonders klimaschädlich. Bessere Zugverbindungen sollen sie ersetzen, das planen Bahn und Luftfahrtbranche gemeinsam. An einem Großflughafen ist die Anbindung dafür aber noch viel zu schlecht.

  • US-Außenminister überraschend in Afghanistan eingetroffen: US-Präsident Biden will zum 11. September alle Truppen aus Afghanistan abziehen. Um das Vorgehen zu koordinieren, ist sein Außenminister Antony Blinken bereits jetzt überraschend nach Kabul gereist.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Wie Long Covid den Körper angreift und den Kopf vernebelt: Vor einem Jahr erkrankte Dirk Timm an Covid-19. Bis heute kämpft der ehemalige Marathonläufer darum, wieder gesund zu werden. Ärzte warnen: Auch leichte Verläufe können zu schweren Folgen führen.

  • Diese Insel soll Deutschlands Energieproblem lösen: Offshore-Windräder produzieren gigantische Mengen Strom. Aber wie kommt er an Land? Dänemark hat einen Weg gefunden, von dem ganz Europa profitieren könnte.

  • »Es gab immer Bestien«: Mit dem Beinüberschlag in »Basic Instict« wurde sie berühmt. Nun beschreibt Sharon Stone in ihrer Biografie, wie es zu der Szene kam, berichtet von traumatischen Erfahrungen und erhebt schwere Vorwürfe.

Was heute weniger wichtig ist

Foto: ? Lucas Jackson / Reuters/ REUTERS

  • Drücker → Kolonne: Die US-Schauspielerin Kyra Sedgwick, 55, hat vor einigen Jahren auf einer Dinnerparty bei Tom Cruise, 58, auf einen Knopf am Kaminsims gedrückt, von dem sie nicht wusste, wofür er ist, wie sie jetzt in der »Drew Barrymore Show« sagt. So habe sie einen stillen Alarm ausgelöst – und ungewollt die Polizei gerufen. »Ich glaube, da waren mehr als fünf Streifenwagen«, so Sedgwick. »Ich wurde nicht noch mal eingeladen.«

Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: »Er verstehe ›die Enttäuschung. Ich weiß, dass ich kein Lügner bin. Wenn sich viele Dinge verändern, habe ich das Recht, mir Gedanken über die Zukunft zu machen‹, sagte der Österreich vor dem direkten Duell der beiden Klubs am Samstag.«

Und heute Abend?

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Erwin Kostedde spielte nur dreimal für Deutschland

Foto: 

imago images / Sven Simon

Könnten Sie einer Empfehlung meines Kollegen Peter Ahrens folgen und die Amazon-Dokumentation »Schwarze Adler« gucken: Sie erzählt die Geschichte schwarzer Fußballerinnen und Fußballer in Deutschland. »Es ist vor allem eine Geschichte von Kränkungen, Beleidigungen und Bitterkeit«, berichtet Peter. (Mehr dazu hier.)

Ihnen einen schönen Abend,
Ihr Oliver Trenkamp

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Source: spiegel

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