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Familienbetrieb in den Schlagzeilen: Hickhack um vermeintlichen Schwarzbau - Unternehmer spricht Klartext

2021-04-15T11:01:54.454Z


Eine neue Lagerhalle der Zimmerei Andreas Grasegger in Garmisch-Partenkirchen sorgt für mächtig Wirbel: Die Bauaufsicht stuft die Holzkonstruktion als Schwarzbau ein. Im schlimmsten Fall muss dieser wieder abgerissen werden. Doch es geht nicht nur ums Recht, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit eines Familienbetriebs.


Eine neue Lagerhalle der Zimmerei Andreas Grasegger in Garmisch-Partenkirchen sorgt für mächtig Wirbel: Die Bauaufsicht stuft die Holzkonstruktion als Schwarzbau ein. Im schlimmsten Fall muss dieser wieder abgerissen werden. Doch es geht nicht nur ums Recht, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit eines Familienbetriebs.

Garmisch-Partenkirchen – Eigentlich müsste Andreas Grasegger, Geschäftsführer und Inhaber der gleichnamigen Zimmerei in Garmisch-Partenkirchen, ein rundum zufriedener Unternehmer sein. Denn die Auftragsbücher sind voll. In Zeiten des Immobilienbooms ist der Bedarf an Holzhäusern, Dachstühlen, Balkonen oder sonstigen Gewerken riesig. Doch dem 35-jährigen Handwerksmeister, Sohn des gleichnamigen Gemeinderats der Bayernpartei, liegt ein Rechtsproblem im Magen, das für ihn noch unangenehme Folgen haben könnte.

Garmisch-Partenkirchen: Wirbel um neue Lagerhalle - Saftiges Geldbuße für Unternehmen?

Stein des Anstoßes ist ein neuer Holzanbau, der im Eingangsbereich des Betriebsgeländes an der Finkenstraße entstand. Darin werden Holz und Baumaterial gelagert. Der Haken: Die kleine Halle wurde offenbar ohne Genehmigung hochgezogen. Für die Marktgemeinde ist daher die Sache klar: „Die Bauaufsicht beurteilt die betreffende bauliche Anlage als Schwarzbau“, heißt es auf Tagblatt-Nachfrage aus dem Rathaus. Dieser sei eingestellt worden.

Das Ganze ist keine Bagatelle. Noch ist nichts entschieden, die heikle Angelegenheit wird von der Verwaltung geprüft. Aber es drohen schmerzhafte Sanktionen. „Sollte die Bauaufsicht zu dem Ergebnis kommen, dass die bauliche Anlage nicht genehmigungsfähig ist, wäre ein Rückbau oder eine komplette Beseitigung die zutreffende Rechtsfolge“, teilt die Marktgemeinde mit. Im Raum steht außerdem eine saftige Geldbuße von bis zu 500 000 Euro.

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Der Chef des Unternehmens: Andreas Grasegger junior.

© FOTOPRESS THOMAS SEHR

Auch ein Rechtsstreit ist nicht ausgeschlossen – für Grasegger die „letzte Option“. Er hofft auf ein Einlenken der Politik. An Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses, der sich mit diesen Themen beschäftigt, verteilte der Zimmerer ein Schreiben in eigener Sache, in dem er seinen Standpunkt erläutert und die Mandatsträger um eine „wohlwollende Unterstützung in Form einer Duldung“ bittet. In der März-Sitzung des Gremiums stand der Fall bereits auf der Tagesordnung. Laut Verwaltung zog jedoch Grasegger einen entsprechenden Antrag, der auf eine nachträgliche Genehmigung des umstrittenen Bauwerks abzielt, wieder zurück. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Schwarzbau-Vorwurf in Garmisch-Partenkirchen: Unternehmer kann Vorwurf nicht nachvollziehen

Grasegger, der vermutet, dass er „hingehängt“ wurde, kann den Schwarzbau-Vorwurf nicht nachvollziehen. Eine Rechtswidrigkeit liegt seiner Ansicht nach nicht vor. Denn an der Stelle habe seit vielen Jahren ein Schuppen als Lagerstätte gestanden, berichtet er. Diesen habe man aufgrund einer Einsturzgefahr abbrechen und ersetzen müssen.

Die Grundfläche sei nur rund zwölf Quadratmeter größer geworden. Der Geschäftsmann spricht daher von einer „Erweiterung“ und „Ertüchtigung“. Auf die Fläche sei man dringend angewiesen. Denn schon jetzt platze die Firma aus allen Nähten. Die Bemühungen, diese zu vergrößern, etwa in Form eines weiteren Stockwerks auf dem Hauptgebäude, seien bislang an den Behörden gescheitert.

Grasegger errichtet eine Drohkulisse – und denkt laut über eine Verkleinerung, Umsiedlung und sogar eine Betriebsaufgabe nach. Er zahle jährlich 35 000 Euro Gewerbesteuer und biete Arbeitsplätze für 20 Mitarbeiter, betont er. Ihm gehe es darum, seinen Standort und seine Konkurrenzfähigkeit zu sichern – kein leichtes Unterfangen in einer Hochpreisregion. In anderen Kommunen, etwa in Ehrwald, werde Gewerbegrund zu Billigkonditionen angeboten.

Nach Schwarzbau-Vorwurf: Kritik an Bürgermeisterin - „Was ist aus Wahlversprechen geworden?“

Doch hier im Kreisort seien Wirtschaftsflächen absolute Mangelware und extrem teuer. „Garmisch-Partenkirchen hat nun mal kein Gewerbegebiet oder ähnliches, welches jungen Handwerksbetrieben Aufstiegschancen ermöglicht“, kritisiert Grasegger. Und auch Rathauschefin Elisabeth Koch (CSU) nimmt er in die Pflicht: „Hier stellt sich mir die Frage, was aus dem Wahlversprechen unserer Bürgermeisterin geworden ist, die heimischen Betriebe zu unterstützen. Wenn nicht jetzt, wann wird dann der wirtschaftliche Wert des Handwerks deutlich?“

Und was sagt sein Vater dazu? Er springt dem Sohn zur Seite – und fordert von der Kommune ein Entgegenkommen: „Man muss mal ein Auge zudrücken.“ Übrigens: Sollte der Bayernpartei-Ortspolitiker als Stellvertreter seines Parteikollegen Hubert Filser im Bau- und Umweltausschuss sitzen, dürfte er in dieser Causa weder mitberaten noch -abstimmen. Der Grund liegt auf der Hand: Er wäre befangen.

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Source: merkur

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