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With his late goal he lets forget previously missed opportunities: Marcus Rashford
Photo:
FRANCK FIFE / AFP
Die Szene des Spiels:
Als sich Manchester nach 20 Minuten in den Pariser Strafraum spielte, wurde es kurios - weil der eine zupackte und der andere plumpste. Martial wand sich um Diallo, der den United-Stürmer in einen leichten Haltegriff nahm. Das genügte für einen Strafstoß. Navas hielt Bruno Fernandes' läppisch nach rechts geschossenen Ball, doch auf den anfänglichen Jubel folgte Ernüchterung: Die Fernsehbilder bewiesen, dass sich Navas zu früh von der Linie bewegte - also wurde der Elfmeter wiederholt. Im zweiten Duell entschied sich nur noch Schütze Bruno Fernandes für die rechte Ecke – 0:1.
Das Ergebnis:
Das namhafteste Duell des ersten Champions-League-Spieltags fand einen unerwarteten Sieger: Manchester United hat 2:1 (1:0) bei Paris Saint-Germain gewonnen. Hier geht es zum Spielbericht.
Alte Wunden bluten leicht:
Vor knapp zwei Monaten war der französische Spitzenklub dem ersehnten Triumph so nah wie nie zuvor. Bereits der Einzug ins Endspiel war ein Novum. Aus dem verlorenen Finale waren bei den Franzosen noch sechs Spieler von Beginn an dabei: Neben dem Sturm-Trio Neymar, Mbappé und Di María waren das Herrera, Kimpembe und Schlussmann Navas. Der Auftakt ist misslungen, und mit RB Leipzig wartet jetzt ein weiteres hochkarätiges Team auf die Tuchel-Elf.
Hello again:
Manchester United meldete sich derweil nach einjähriger Abstinenz zurück in der Champions League. Im weniger prestigeträchtigen Klub-Wettbewerb, der Europa League, scheiterten sie in der vergangenen Saison im Halbfinale am späteren Sieger FC Sevilla.
Die erste Hälfte:
Trotz Schmuddelwetter, Regen und frischen 13 Grad ging es im verwaisten Prinzenpark lebhaft los. Zunächst führte David de Gea das Repertoire eines jeden guten Torhüters vor: Auf eine Flugeinlage nach di Marías geschlenztem Ball folgte eine reaktionsschnelle Abwehr, nachdem Kurzawa eine Neymar-Flanke noch mit dem weit ausgefahrenen Bein erreichte. Dem Gegentreffer wussten die Pariser erst einmal nichts entgegenzusetzen.
Die zweite Hälfte:
Sie ging los mit einem schwach ausgespielten Zwei-gegen-eins-Konter. In den Hauptrollen: Rashford und Martial. Auf der Gegenseite präsentierte Mbappé einen Wackeltanz durch den englischen Strafraum - samt Abschluss ins entlegene rechte Eck. Doch de Gea, abermals in der Rolle des glücklichen Anglers: Fischte ihn raus. Paris blieb spielbestimmend, Uniteds Führung wurde immer schmeichelhafter. Martial half der Gerechtigkeit auf die Sprünge, als er eine Neymar-Ecke ins eigene Tor nickte. Paris’ Hochgeschwindigkeitsoffensive rollte fortan weiter auf des Gegners Kasten zu – doch auch der dritte Treffer des Tages gelang einem Red Devil.
Rashford, abermals der Erlöser:
Im März 2019 erlebte Manchester in Paris eine Art Wiedergeburt: Nach einem 0:2 im Champions-League-Achtelfinale stand der englische Topklub mit dem damaligen Interimstrainer Ole Gunnar Solskjaer vor dem Aus. Es gelang ein überraschendes 3:1 im Rückspiel. United war weiter, Solskjaer wurde Cheftrainer und mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet. Die Geschichte wiederholte sich: Wieder gelang Rashford der entscheidende Treffer. Der eingewechselte Pogba bediente den Briten, der sich drehte und von der Strafraumkante ins entlegene linke Eck traf. Dass Solskjaer auch jetzt mit einem neuen Vetrag ausgestattet wird, ist unwahrscheinlich. Der Norwege steht - wie eigentlich immer - unter Druck. Daran ändert auch der Auftakterfolg in der Königsklasse nichts. Die Briten verloren zwei der ersten vier Ligaspiele, ein dürftiger Platz 15 in der Premier League.
Ich tuchele, du tuchelst, wir tucheln:
Der Duden ist ständig auf der Suche nach neuen Wörtern. Dieses Verb sollte er aufnehmen: tucheln, Präteritum: tuchelte, Partizip II: getuchelt. Bedeutung: einflusslos im Regen stehend. Der deutsche Trainer an der Seitenlinie der Pariser probierte viel, brachte Kean zur Pause für Gueye ins Spiel, später Sarabia für di María. Es half nichts. Seine Regenkapuze sank mit zunehmender Spieldauer, seine Laune auch.
Sehnsucht nach dem Ex:
Paris-Rekordtorschütze Edinson Cavani, der PSG nach sieben Jahren nicht unbedingt im Guten verließ, wechselte erst vor zwei Wochen ablösefrei zu United. Gegen seinen Ex-Klub stand er nicht im Kader, Solskjaer wolle ihm noch Zeit geben. Gebraucht wurde er nicht.
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