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Stephan Jäger: „Mister 58“ lässt selbst Tiger Woods alt aussehen

2021-04-10T08:07:32.206Z


Stephan Jäger wurde mit einem Superrekord weltbekannt. Der Eichenrieder spielt auf der PGA-Tour und ist der zweitbeste deutsche Golfer in der Weltrangliste. Stephan Jäger wurde mit einem Superrekord weltbekannt. Der Eichenrieder spielt auf der PGA-Tour und ist der zweitbeste deutsche Golfer in der Weltrangliste. Eichenried/Chattanooga – Es ist ein Rekord für die Geschichtsbücher des Golfsports: 58 Schläge auf einer Par-70-Runde. Nicht Jack Nicklaus, Bernhard Langer, Tiger Woods oder Rory McIlroy gelang dieses Kunststück – es war Stephan Jäger aus Eic


Stephan Jäger wurde mit einem Superrekord weltbekannt. Der Eichenrieder spielt auf der PGA-Tour und ist der zweitbeste deutsche Golfer in der Weltrangliste.

Eichenried/Chattanooga – Es ist ein Rekord für die Geschichtsbücher des Golfsports: 58 Schläge auf einer Par-70-Runde. Nicht Jack Nicklaus, Bernhard Langer, Tiger Woods oder Rory McIlroy gelang dieses Kunststück – es war Stephan Jäger aus Eichenried, der seit 2012 auf den amerikanischen PGA-Tours abschlägt.

Zwar hielt die Bestmarke nur zehn Tage, dann egalisierte sie PGA-Urgestein Jim Furyk, doch das tat dem Ansehen des Eichenrieders keinen Abbruch. Noch immer wird er „Mister 58“ oder „Jägermeister“ gerufen. Einen weiteren Rekord hält Jäger aber immer noch exklusiv: Bei besagter Superrunde bei der Ellie Mae Classic 2016 gewann er auch ein PGA-Turnier auf der Korn-Ferry-Tour (ehemals Web.com-Tour) mit 30 Schlägen unter Platzstandard.

Abgehoben ist Stephan Jäger wegen dieses außergewöhnlichen Erfolgs aber nicht. Dafür musste er sich zu oft durchbeißen. Und er selbst bezeichnet sich auch als „Beißer“, den ein Misserfolg so schnell nicht umwirft. Sechs Siege hat der inzwischen 31-Jährige auf der Korn-Ferry-Tour gefeiert, zweimal hat er den Sprung in die PGA-Tour geschafft, einmal musste er wieder zurück ins zweite Glied der Golf-Profis. Doch noch nie hat er daran gedacht, aufzugeben.

Zurück in der PGA-Tour

Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit: Mit seinem sechsten Toursieg beim Emerald Coast Classic sicherte er sich die Rückkehr auf die PGA-Tour. Nach einem harten Fight über vier Tage setzte er sich im Playoff gegen David Lipsky durch. Er triumphierte mit einem Par auf dem Extraloch und machte den Aufstieg perfekt. Den Grundstein hatte er zuvor gelegt mit guten Ergebnissen wie dem zweiten Platz bei der Orange County National Championship. Eine Woche später trat er in der Dominikanischen Republik an, führte nach dem ersten Tag mit einer 66er-Runde erstmals bei einem PGA-Turnier das Teilnehmerfeld an. Am Ende landete er auf Platz 48.

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Eine golfbegeisterte Familie: Papa Klaus, Schwester Michaela, Stephan, Schwiegersohn Jörg (stehend, v. l.) sowie Mama Sophie mit Familienhund Caro.

© Privat

Aufgrund seiner konstant guten Leistungen durfte Jäger bisher dreimal bei den US Open abschlagen. Zweimal hat er den Cut gemeistert, im Herbst spielte er sich auf Rang 34 und war bester deutscher Teilnehmer vor Martin Kaymer und Alex Cejka. Selbst sein Idol Tiger Woods musste sich hinten anstellen.

Im Juni schlägt Jäger nun als frischgebackener PGA-Rückkehrer bei den BMW International Open, sollten sie trotz der Corona-Pandemie stattfinden, in Eichenried ab – dort, wo seine Karriere begann. Zuhause vor der Familie und den alten Freunden um den Sieg mitzuspielen, wäre eine tolle Sache für den „Sedl“, wie ihn seine Freunde auch rufen.

Seine neue Heimat ist Chattanooga

Die Freude am Spiel wurde Stephan in die Wiege gelegt. Seine Eltern sind begeisterte Golfer und gehören zu den Gründungsmitgliedern des GC München-Eichenried. Animiert wurde er aber auch durch seine 13 Jahre ältere Schwester Michaela, obwohl er sich zunächst mehr für Fußball, Street-Hockey, Tennis, Eishockey und Skifahren interessiert hatte. Da aber der Golfplatz nur einen halben Kilometer vom Wohnhaus entfernt liegt, drehte er immer öfter mit ihnen gemeinsame Runden. Und er bewies Talent, das auch dem Eichenrieder Head-Pro Ken Williams auffiel. Die Zusammenarbeit brachte bald Erfolge. Inzwischen hatte sich Jäger ganz dem Golfsport verschrieben – gegen Fußball, Tennis und die anderen Sportarten. Und das mit immer größeren Erfolg. Neben diversen Turniersiegen und gewonnenen Meisterschaften wurde er auch Mitglied im bayerischen und deutschen Jugendkader.

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Fußball zählte immer schon zu seinen Hobbys.

© Privat

Und was macht ein Ausnahme-Talent des Golfsports, der in Deutschland von Erfolg zu Erfolg eilt? Er sucht die Herausforderung in den USA, dem Land der weltbesten Golfspieler. Jäger wechselte für ein Austauschjahr in die USA in die Baylor School in Chattanooga/Tennessee, eine private Internatsschule mit Golfförderung. „Es war extrem schwer“ erinnert sich Jäger, den auch das Heimweh plagte. Doch schon damals bewies der 17-Jährige, dass er sich durchbeißen kann. Die Freundschaft mit Harris English, der mittlerweile ebenfalls auf der PGA-Tour spielt, machte ihm das Leben in der Fremde leichter, und er fand immer mehr Gefallen am American Way of Live.

Nach dem College-Abschluss und Angeboten aus Kentucky und Virginia entschied sich Jäger, in Chattanooga zu bleiben und auf der University of Tennessee Psychologie zu studieren. Doch fortan dominierte der Golfsport sein Leben. Vormittags Studium, nach dem Mittagessen Golf bis in die Abendstunden. Das intensive Training zahlte sich bald aus, und er gewann Turniere. Allerdings immer noch als Amateur.

Seit 2012 Profigolfer

Nach seinem Studienabschluss als Bachelor der Psychologie wagte Jäger den nächsten Schritt und erfüllte sich 2012 seinen großen Traum: Er wurde Profi-Golfer. „Warum soll ich nur Amateurturniere spielen, wenn ich mit Golf Geld verdienen kann“, fragte er sich und handelte getreu der amerikanischen Mentalität: Just do it!

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Golfer-Glück: 2016 siegte er mit 30 Schlägen unter Platzstandard.

© Privat

Schon bald hatte sich der Eichenrieder für die Web.com-Tour, die jetzige Korn-Ferry-Tour, qualifiziert. Gute Platzierungen und verpasste Cuts wechselten sich ab. Das große Geld verdiente er sich noch nicht, doch das sollte sich am 28. Juli 2016 ändern, als er bei der Ellie Mae Classic auf dem Platz von TPC Stonebrae in der San Francisco Bay die historische 58er-Runde gespielt hatte.

Neben dem ansehnlichen Preisgeld meldeten sich nun auch Ausrüster-Firmen, so dass sich Jäger nicht nur ein neues Auto leisten konnte, sondern nun auch ein gutes Einkommen als Profigolfer hatte. Verpasste er im gleichen Jahr den Sprung in die weltbeste Turnierserie, die US PGA-Tour, nur ganz knapp –- nur 3000 Dollar fehlten ihm im Preisgeldranking -– feierte er im Jahr darauf zwei Turniersiege und stieg in die höchste Spielklasse auf.

Und jetzt lockt Olympia

Er musste aber schnell erkennen, dass hier das Spielniveau um einiges höher ist als in der zweiten Liga. Trotzdem war er sich sicher, dass „ich da mitspielen kann. Ich weiß, ich bin gut genug.“ Das bewies er auch 2018, als er sich über ein Ausscheidungsturnier abermals für die PGA- Tour qualifizieren konnte. Ein Jahr später musste er wieder seine Brötchen in der Korn-Ferry-Tour verdienen.

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Privates Glück: Stephan Jäger mit seiner Frau Shelby Garren.

© Privat

Nach einem schwierigen Corona-Jahr startete er heuer voll durch. Nach zwei weiteren Turniersiegen hat er nun die PGA-Tour-Karte wieder gelöst mit dem Ziel: „Ich möchte auf der PGA-Tour vorne mitspielen, auch einige Majors gewinnen. Ich habe eine echte Chance dazu.“

Mit seinem jüngsten Sieg in Florida ist er auf Rang zwei vorgerückt. Gelingt ihm noch ein weiterer Erfolg, ist er sofort für die PGA spielberechtigt. Außerdem könnte er damit zum bisherigen Rekordhalter Jason Gore (sieben Siege) aufschließen. In der Weltrangliste ist Jäger von Rang 226 auf Platz 158 vorgeprescht und damit hinter Martin Kaymer zweitbester deutscher Spieler. Das erhöht die Chancen auf ein Olympia-Ticket für Tokio. „Es wäre cool, Deutschland zu repräsentieren“, meinte Jäger nach seinem jüngsten Turniersieg. Und auch Golf-Bundestrainer Ulli Eckhardt macht ihm Hoffnung: „Als Tourkarten-Inhaber ist er ein heißer Kandidat für Olympia.“

Johann Kalteis

Das Kurzprofil:

Geboren am 30. Mai 1989 in München
verheiratet mit Shelby Garren
wohnhaft in Chattanooga, Tennessee
Hobbys Fußball (Fan des FC Bayern), Tennis, Angeln und Autos
Studium ab 2006 in den USA, Uni-Abschluss: Bachelor der Psychologie
Ferry-Tour-Siege 2016: Ellie Mae Classic at TPC Stonebrae; 2017: BMW Charity Prom-Am, Rust-Oleum Championship; 2018: Knoxville Open; 2020: Albertsons Boise Open; 2021: Emerald Coast Classic at Sandestin
US-Open-Teilnahmen 2015 (Cut), 2017 (Platz 60) und 2020 (Platz 34)

Zwölf Fragen an den Golfprofi

Herr Jäger, wann waren Sie zum letzten Mal in Eichenried?

Das war Weihnachten 2019. Die Corona-Krise hat zwei weitere, geplante Trips in meine Heimat leider zunichte gemacht. Aber zu den BMW International Open in diesem Jahr, sollten sie auch stattfinden, werde ich wieder nach Eichenried kommen.

Sie haben zu Beginn und später auch in den USA mit dem Eichenrieder Pro Ken Williams gearbeitet. Ist er immer noch Ihr Coach via Internet?

Ich habe hier in den USA einen Coach. Mit Ken hatte ich vor ein paar Jahren ein Gespräch und erklärte ihm, dass mein Trainer näher bei mir wohnen sollte, damit ich mich jederzeit austauschen und trainieren kann. Ken und ich sind aber immer noch in Kontakt.

Können Sie mit den Preisgeldern gut leben?

Wenn man auf der Tour gut spielt, kann man sehr gut seinen Lebensunterhalt bestreiten. Momentan läuft es richtig gut. Gesponsert werde ich unter anderem von den Golfausrüstern Ping und Titleist.

Wie war das vergangene Tour-Jahr im Zeichen der Pandemie?

Wir mussten eine viermonatige Pause einlegen. Im Juli wurden wieder die ersten Turniere gespielt, allerdings ohne Familien und Zuschauern. Aber wir waren alle froh und überglücklich, dass wir überhaupt wieder spielen konnten.

Sind sie ein politisch interessierter Mensch?

Politik interessiert mich eigentlich gar nicht. Auch der Wahlkampf war für uns Golfer kein großes Thema.

Amerika – ein gespaltenes Land? Spürt man das in Bekannten- und Sportler-Kreisen?

Die USA sind schon seit Langem gespalten: Entweder ist man Demokrat oder Republikaner. Das hat sich auch in den vergangenen Jahren nicht geändert.

Fühlen Sie sich nach knapp 15 Jahren in den USA mehr als Amerikaner oder als Deutscher?

Sowohl als Deutscher als auch als Amerikaner. Deutsch ist, dass ich organisiert agiere. Amerikanisch ist, dass ich in manchen Dingen sehr gelassen reagiere.

Haben Sie außer Golf noch andere Hobbys?

Ich wandere mit meinem Hund, einen Golden Retriever. Auch Fitness-Übungen betreibe ich als Ausgleichssport, wobei diese natürlich auch sehr golfspezifisch sind.

Haben Sie ein sportliches Vorbild oder Idol?

Der Tiger (Woods, Anm. d. Red.) war schon immer mein Idol.

Was sind Ihre sportlichen Ziele auf der Korn-Ferry- und demnächst auf der PGA-Tour?

Natürlich Siege – das ist das Ziel jeden Sportlers. Das Höchste wären Erfolge bei den Majors oder als Mitglied des Rydercup-Teams.

Was kommt nach der Karriere als Golfprofi ?

Darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht. Golf ist mein Beruf, und dafür lebe ich. Nach meiner Karriere werde ich in den USA bleiben, da ist das Wetter einfach besser als in Deutschland. Und das ist gut für meinen Beruf.

Seit 2018 sind Sie mit Shelby Garren verheiratet. Wie sieht die Familienplanung aus?

Auf Kinder warten wir noch ein paar Jahre. Wir sind jetzt erst mal glücklich, miteinander reisen und die Welt sehen zu können.

Weitere Porträts aus unserer Serie Erdings Top 100 finden Sie in unserer Übersichtsseite.

Source: merkur

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