Manuel Neuer, Tor: Als er das dritte Mal eine Neymar-Großchance vereitelt hatte, drehte Neuer sich zum Balljungen und nickte ihm zu. Er hätte gern den Ball. Er wirkte dabei so demonstrativ gelassen, als kommuniziere er nur scheinbar mit dem Balljungen, eigentlich aber mit den Mit- und den Gegenspielern. An mir kommt heute niemand vorbei, so wirkte das. Und so war es. Dank Neuer, dem Pfosten und der Latte kam der FC Bayern unbeschadet durch das Viertelfinalrückspiel in Paris. Eine Leistung, die an seinen Gala-Auftritt im Endspiel der vergangenen Saison erinnerte. Nur brachte er den Bayern diesmal nichts Zählbares ein.
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Benjamin Pavard, Abwehr: Es gibt leichtere Aufgaben als gegen Neymar und Mbappé zu verteidigen. Zugegeben, das ist eine Untertreibung: Es gibt kaum schwierigere. Dass man als Abwehrspieler ausgespielt wird, lässt sich schwer verhindern. Und doch sah es übel aus, wie Mbappé Pavard vor Neymars erster Chance verlud. Was zudem fehlte, waren gefährliche Hereingaben von der rechten Seite.
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Jérôme Boateng, Abwehr: Im Hinspiel wackelte ihn Kylian Mbappé vor dem 3:2 aus, auch diesmal hatte Boateng manch schwierigen Moment zu überstehen. Etwa vor Neymars Pfostentreffer Nummer zwei. Überhaupt: Es zu überstehen, schien oft das Motto zu sein, Bayerns Abwehr hatte immense Mühe mit Neymar. Boateng immerhin schlug sich in vielen direkten Duellen recht gut.
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Lucas Hernández, Abwehr: Der Respekt vor Mbappés Tempo war den beiden Innenverteidigern anzumerken, sie trauten sich nicht immer, nah an der eigenen Mittelfeldlinie zu verteidigen. Aus gutem Grund. Mbappé lief den Abwehrspielern manches Mal davon, Neymar aber wurde für sie zum Albtraum, er tänzelte an so ziemlich jedem Münchner mindestens einmal vorbei. Hernández hatte seinen Albtraummoment, als Neymar ihn mittels Mehrfachübersteigers stehen ließ und dann den Pfosten traf.
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Alphonso Davies, Abwehr (bis 71. Minute): »Was ist denn los, ey?« – der Ausruf war am TV-Bildschirm deutlich zu hören. Von wem er kam, blieb unklar, wem er galt eher nicht: Wahrscheinlich war Davies der Adressat. Der hatte nämlich soeben bei einem Dribblingversuch den Ball liegen gelassen hatte und einen Pariser Konter ermöglicht. Nicht seine einzige ungute Szene. Vor Neymars erstem Pfostentreffer etwa verlor er den Ball in Strafraumnähe.
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Jamal Musiala (ab 71. Minute): Kam für Davies und ging an Alabas Stelle ins zentrale Mittelfeld, wo er wohl seine Stärken im Dribbling einbringen sollte. In der nun wildesten Phase der Partie aber ohne entscheidende Momente.
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Joshua Kimmich, Mittelfeld: Hatte es deutlich schwerer als im Hinspiel, wo er hinter Neymar und Mbappé tun und lassen konnte, was er wollte – die beiden verteidigten nämlich nur phasenweise. Diesmal trat PSG um einiges kompakter auf, Kimmich wurde gestört und hatte das Spiel entsprechend viel weniger unter Kontrolle. Dieser Kontrollverlust war es letztlich, der dazu führte, dass die Bayern längst nicht so druckvoll auftraten wie im Hinspiel.
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David Alaba, Mittelfeld: Vertrat den verletzten Leon Goretzka im zentralen Mittelfeld und hatte vor allem zwei Dinge zu tun: Aus der zweiten Reihe für Torgefahr sorgen und verteidigen. Ersteres gelang durchaus: Sein Schuss führte zum 1:0. Aber das Verteidigen? Alaba rieb sich in vielen Duellen auf, er gewann Bälle, mal foulte er, er ließ sich aber auch manches Mal abschütteln.
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Leroy Sané, Mittelfeld: Hatte einige auffällige Offensivszenen. Der erste gefährliche Abschluss der Bayern gehörte ihm, kurz vor der Pause missglückte ihm ein wenig sein Torschuss, nach etwa einer Stunde bereitete er eine Müller-Chance vor, in der Schlussphase verfehlte er das lange Eck nur knapp. Bloß: Den andauernden Offensivdruck, den die Bayern eigentlich nötig hatten, vermochte Sané nicht zu entfachen. Nicht schlecht, aber fürs Weiterkommen zu wenig.
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Thomas Müller, Mittelfeld: Kimmich ist Bayerns Organisator mit Ball, Müller der ohne; das war auch in Paris so. Leitete Choupo-Moting im Pressing lautstark an, versuchte Überzahl zu schaffen, wo es gerade notig wurde. Aber darüber ging ihm diesmal die eigene Torgefahr abhanden. Kein eigener Abschluss, das war nicht genug, um das 2:3 aus dem Hinspiel aufzuholen.
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Kingsley Coman, Mittelfeld: Vergangene Woche dribbelte Coman Dagba schwindelig, diesmal tat er sich viel schwerer damit, am Pariser Rechtsverteidiger vorbeizugelangen. Und wenn Coman es schaffte, fand er keine Anspielstation im Strafraum. Hatte seinen Neymar-Moment, als er sich vor dem Lattentreffer des Brasilianers austänzeln ließ.
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Eric Maxim Choupo-Moting, Angriff (bis 85.): Wie ersetzt man einen Unersetzbaren, hatten wir nach Bekanntwerden von Robert Lewandowskis Ausfall gefragt. Nach Hin- und Rückspiel gegen seinen Ex-Klub lässt sich sagen: Choupo-Moting hat sich sehr gut geschlagen. In beiden Partien erzielte er je ein Tor; er arbeitete hart im Anlaufen, und er zog die PSG-Verteidiger auf sich. Ob die Bayern mit Lewandowski die Bayern mehr Tore erzielt hätten? Das ist so möglich wie müßig. Aber das Ausscheiden lag sicher nicht an Choupo-Moting.
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Javi Martínez (ab 85.): Martínez kam für Choupo-Moting und nahm formal dessen Position im Sturm ein. Er füllte sie aber anders aus: Ein hoher Ball nach dem anderen flog in den Pariser Strafraum, meist in seine Richtung. Martínez sollte mit seiner Kopfballstärke und Wucht den Prellbock geben, blieb aber wirkungslos.
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Hansi Flick, Trainer: Über Flicks Lage wurde genug geschrieben, bleiben wir also bei den 90 Minuten in Paris: Da hatten die Bayern Probleme mit einem deutlich besser organisierten Gegner, ein Chancenverhältnis wie im Hinspiel war damit kaum möglich.Ein Blick auf die Bank, auf der kein gesunder Stürmer saß, zeigt zudem: Für den Trainer war diese Partie eine undankbare. Flicks grundsätzliche Herangehensweise, ohne die vielen Ausfälle so spielen zu wollen wie auch sonst immer, ist nachvollziehbar: Warum sollte jetzt, nach eineinhalb Jahren voller Siege mit demselben System, die Zeit für taktische Experimente gekommen sein?
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