Die Hohenpoldingerin hält gegen Weltmeisterin Julia Irmen lange mit, aber dann passierts. Gabriel Pempel und Reza Rezaei gewinnen dagegen ihre Kämpfe.
VON KARL-HEINZ KLUPP
Ingolstadt/Erding – Obwohl Corona den Sport fast gänzlich im Griff hat, setzte die Bayerische Amateur Kickbox Union (BAKU) ein Zeichen für ihre Kadersportler. Nach längerer Zwangspause war dies die erste offizielle Kickboxveranstaltung, bei der allerdings laut Infektionsschutzvorschriften nur A- und B-Kaderkämpfer zum Einsatz kamen. Bei den zehn Begegnungen, die von Deutschland Sport TV live übertragen wurden, waren auch fünf Kämpfer des Kickboxvereins Erding dabei.
Schwergewichtshoffnung Denis Völker (+91 kg) lieferte gegen Andreas Willert aus Höchstadt eine akzeptable Leistung ab. Der erfahrenere Gegner musste mehr lange Hände und Füße des 20-jährigen Erdingers einstecken als ihm lieb war. Am Ende konnte der Höchstadter im Nahkampf aufholen und siegte nach Punkten.
In der Damenklasse +70 kg legte Linda Baiersdorfer gegen Elisabeth Ludwig aus Deggendorf fulminant los und zwang ihre Gegnerin in der ersten Runde zum Rückwärtsgang. In der zweiten Runde fightete Ludwig beherzt zurück und glich aus. Baiersdorfer konnte in der Schlussrunde nicht mehr aufs Tempo drücken und musste sich knapp geschlagen geben.
Reza Rezaei (-60 kg) probierte sich an zum ersten Mal in der Disziplin K1 aus. Der Unterschied zum Vollkontakt besteht darin, dass Fußschläge auf die Oberschenkel (Lowkicks) und Kniestöße erlaubt sind. Gegner Richard Homer brachte 20 K1-Kämpfe an Erfahrung mit und war eigentlich favorisiert. Nach kurzem Abtasten musste der Erdinger einige schmerzhafte Treffer auf die Oberschenkel einstecken. Klar, das war noch alles Neuland für ihn. Aber er fightete zurück und ließ präzise Faust- und Fußkombinationen aufblitzen, die den Ingolstädter in Schwierigkeiten brachten. Der Punktsieg ging knapp an Rezaei.
Im Cruisergewicht bis 86 kg stand Gabriel Pempel Noah Klemens aus Bayreuth gegenüber, seinem Gegner aus dem letztjährigen BM-Finale. Technisch versiert punktete sich der Erdinger Runde um Runde nach vorne. Klemens, der als harte Fighter bekannt ist, hatte an diesem Tag wenig Chancen.
Alle waren nun gespannt, wie sich die 18- jährige Emma Winter (-70 kg) gegen die Weltmeisterin Julia Irmen (Deggendorf) schlagen wird. Die Hohenpoldingerin, die mit Tatjana Obermaier (fehlte krankheitsbedingt) zu den Leistungsträgerinnen des KBV Erding zählt, kämpft seit vergangenem Jahr in der Damenklasse. Trainer Peter Lutzny und Alexander Häußer wussten natürlich, dass Irmen schwer zu besiegen ist. Man wolle es aber dennoch probieren, um zu sehen wo die amtierende Junioren-Europameisterin steht.
Von Beginn an ging Winter, wenn auch mit Respekt, konzentriert ans Werk. Aus einer guten Deckung heraus zeigte sie spritzige Angriffstechniken. Irmen war schnell auf den Beinen, wich geschickt aus und ließ mit gezielten Kontern ihre Klasse aufblitzen, was ihr einen leichten Punktevorsprung einbrachte.
Bis Mitte der zweiten Runde hielt Winter gut mit – bis sie einen aus dem Nichts kommenden Fußstoß der Weltmeisterin übersah. Der Schlag hatte sie nicht einmal voll getroffen, sondern nur die Nase gestreift. Die blutende Nase wurde behandelt. Winter wollte unbedingt weitermachen. Mit etwas Wut im Bauch ging die Erdingerin nun nach vorne und zwang die Weltmeisterin zum offenen Schlagabtausch. Nach kurzer Zeit unterbrach Ringrichter Johannes Wolf erneut den Kampf und ließ Emmas immer noch blutende Nase vom Ringarzt überprüfen. Dieser stoppte den Kampf aus gesundheitlichen Gründen.