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ISS: Leck an Sojus-Kapsel - Ärger mit dem »Rettungsboot«

2022-12-15T19:41:41.291Z


Kurz vor einem Weltraumspaziergang leuchtete auf der ISS plötzlich ein Alarmsignal. Diagnose: Ein Leck in der Sojus-Kapsel. Ist die Besatzung noch sicher? Einschätzungen von SPIEGEL-Redakteur Christoph Seidler.


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Kann hiermit noch jemand von der ISS zurück zur Erde fliegen? Diese Frage wirft ein von der NASA am Donnerstagmorgen veröffentlichtes Video auf. An einer Sojus-Raumkapsel, die an der Internationalen Raumstation angedockt ist, tritt aus einem Leck Kühlflüssigkeit aus – laut der Weltraumbehörde offenbar über mehrere Stunden hinweg.

Durch das Leck besteht für die Kosmonauten und Astronauten auf der ISS kurzfristig keine Gefahr – da sind sich die NASA und die russische Raumfahrtorganisation Roskosmos einig.

Christoph Seidler, DER SPIEGEL:

»Das Problem, was es gibt, ist aber kein kurzfristiges, sondern ein mittel- bis langfristiges. Mit dieser Kapsel sollten im kommenden Frühjahr zwei Russen und ein Amerikaner zur Erde zurückfliegen. Da muss man sich fragen: Geht das so, wie diese Kapsel jetzt ist, überhaupt noch oder geht das nicht? Und es wird noch ein bisschen komplizierter, weil diese an der Station angedockt, die Kapseln eine Art Rettungsboot für die Leute dort sind.«

Im Notfall sind die Raumkapseln lebensnotwendig. Sollte auf der ISS ein Feuer ausbrechen, jemand krank werden oder herumfliegender Weltraumschrott die Station beschädigen, kann sich die Besatzung damit retten und Richtung Erde fliegen.

Christoph Seidler, DER SPIEGEL:

»Und da sind also jetzt sieben Leute auf der ISS. Vier Plätze gibt es in einer amerikanischen Dragon-Kapsel und drei Plätze im Rettungsboot müsste diese russische Sojus eigentlich bereitstellen. Wenn man zu dem Schluss kommen sollte, dass die nicht flugfähig ist, dann gibt es ein Problem. Nämlich: Was machen die drei Leute, die dieses Rettungsboot nutzen sollen, im Falle eines Notfalls?«

Die drei Crewmitglieder, die derzeit nicht auf eine Rettungskapsel und ein Vehikel für die Rückreise zur Erde verzichten müssen, sind: zwei Russen und ein Amerikaner. Der Schaden am Sojus-Raumschiff hat also auch eine politische Komponente.

Christoph Seidler, DER SPIEGEL:

» Auch wenn die Verantwortlichen immer das Gegenteil behaupten, ist Raumfahrt natürlich hochpolitisch. Und gerade in den vergangenen Monaten haben wir ganz, ganz viel Gezerre vor und vielleicht auch ein bisschen hinter den Kulissen um die Zukunft der Internationalen Raumstation gesehen. Und es war schon eine große Entwicklung, dass es jetzt im Herbst wieder möglich geworden ist, dass ein Amerikaner mit den Russen, eine Russin, mit den Amerikanern geflogen ist. Dass man sich sozusagen da wieder so weit vertraut. Gleichzeitig gibt es auf der Erde natürlich die Spannungen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die USA engagieren sich massiv in einer Militärhilfe für die Ukraine. Zu behaupten, dass das im Weltraum keine Rolle spiele, ist einfach falsch.«

Ein für den Mittwoch geplanter Weltraumspaziergang der russischen Kosmonauten wurde wegen des Lecks abgesagt. Die Bodenteams der Mission Control in Moskau untersuchen derzeit das Leck. Denn was zu dem Schaden geführt hat, ist offenbar noch völlig unklar.

Christoph Seidler, DER SPIEGEL:

» Da gibt es auch ein ganz pikantes Detail. Für die Analyse des Fehlers haben die Russen nämlich einen europäischen Roboterarm benutzt, der ist an einem russischen Modul angeschraubt. Und der damalige Chef von Roskosmos, Dmitri Rogosin, ein ziemlich krasser Nationalist, der auch immer extrem auch bis heute gegen den Westen sticht und droht und pöbelt, hatte schon angekündigt: Ja, diesen Roboterarm, den wir aber auch stilllegen, werden wir gar nicht benutzen. Jetzt war er den Russen also erst mal sehr nützlich da bei der Fehlerdiagnose. Aber die läuft eben noch. Man muss schauen, was da rauskommt und wie dramatisch die Folgen sind. Aber da wird man nicht so ohne Weiteres zur Tagesordnung übergehen können.«

Im All muss man sich jetzt zusammenraufen, um eine Lösung für das Problem auf der ISS zu finden und alle Besatzungsmitglieder wieder heil zur Erde zurückzubringen – sowohl die russischen als auch die amerikanischen.

Source: spiegel

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