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Kita-Krise in Freising: „Berufsstand darf sich nicht kannibalisieren“

2024-01-17T18:11:37.070Z

Highlights: Kita-Krise in Freising: ‘Berufsstand darf sich nicht kannibalisieren’. Stand: 17.01.2024, 19:00 Uhr                Von: Andrea Beschorner                KommentareDruckenTeilen                Mangelndes Kita-Personal ist ein deutschlandweites Problem. Auch Freising leidet sehr darunter.



Stand: 17.01.2024, 19:00 Uhr

Von: Andrea Beschorner

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Mangelndes Kita-Personal ist ein deutschlandweites Problem. Auch Freising leidet sehr darunter. © Arne Dedert

Die deutschlandweite Kita-Krise ist hausgemacht und nur langfristig zu lösen. Das sagt Freisings 2. Bürgermeisterin Eva Bönig. Viele vorgebrachte Ideen seien nicht neu - Entspannung nicht in Sicht.

Freising – „Vorschläge zur Lösung der Kita-Krise Freising“ hat die Elterninitiative der Stadt Freising übergeben. Schaut man genau hin, werden aber viele der Vorschläge bereits seit Langem umgesetzt. Das FT hat Freisings 2. Bürgermeisterin Eva Bönig, als ehemalige Kita-Leiterin in diesem Thema quasi die Fachfrau in der Stadtspitze, befragt, was sie von den Ideen hält und wie es jetzt weitergeht.

Frau Bönig, haben Sie bei der Durchsicht der Vorschläge die rettende Idee entdeckt, die Freising aus der Kita-Krise führt?

Egal, wie toll ein Vorschlag auch sein mag, muss zunächst einmal wieder festgestellt werden: Wir werden diese Krise definitiv nicht kurzfristig lösen, weil sie über Jahrzehnte hinweg hausgemacht wurde.

Hausgemacht in Bezug auf politische Entscheidungen?

Ja. Beispiel: Man hätte sich, als Bund und Land den verpflichtenden Kindergartenplatz eingeführt haben, überlegen sollen, wo das Fachpersonal herkommt. Damals hätte es einen Fahrplan gebraucht, wer unsere Kinder auf einem qualitativ hohen Standard betreuen soll. Denn davon dürfen wir meines Erachtens unter keinen Umständen abrücken: von der hohen Qualität in der Ausbildung der Fachkräfte in der Kinderbetreuung.

Nicht kurzfristig zu lösen sei die Freisings Kita-Krise, wie Bürgermeisterin Eva Bönig immer wieder betont. © ft

Dann halten Sie – Stichwort Qualität – nichts von Vorschlägen wie „Helfende Hände“ und Assistenzkräften?

Die Entscheidung darüber würde ich jeder Kindergartenleitung individuell überlassen. Die können die Situation vor Ort und was möglich ist am besten beurteilen. Persönlich sage ich aber dazu: Das ist ein Rumdoktern an der Situation, die wir so schnell nicht werden ändern können. Aber ich möchte an der Stelle auch betonen, dass wir als Stadt Freising sämtliche Vorschläge auf den Prüfstand stellen, uns alles genau anschauen und schauen, was möglich ist. Das hier ist nur meine persönliche Sicht auf die Dinge und das soll jetzt auch keiner Entscheidung, die nicht ich alleine treffen werde, vorgreifen.

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Ein Vorschlag lautet „Verbessertes Kita-Management der Stadtverwaltung“. Gibt’s da aus Ihrer Sicht wirklich so viel nachzubessern?

Ich kann Ihnen versichern, dass wir sowieso schon eine ganz tolle Kommunikationsebene zwischen den Ämtern – Personalamt, Amt für Kindertagesstätten und Schulen – haben. Mir fällt nichts ein, was da eine zusätzliche Management-Schnittstelle anders oder besser machen würde. Alleine die Werbekampagnen, die wir geschaltet haben, um Fachpersonal zu generieren. Was ich hingegen für sinnvoller und zielführender halte, wäre Input aus dem Fachamt im Landratsamt, Stichwort Großtagespflege. Aber das haben wir bereits auf dem Schirm, darüber werden wir uns noch in dieser Woche unter anderem mit allen beteiligten Ämtern unterhalten. Es gibt schon noch ein paar Stellschrauben, die jetzt alle angeschaut werden.

Aber das Drehen an diesen Stellschrauben wird kurzfristig kein Personal hervorzaubern können.

Das ist freilich richtig. Es muss jedem klar sein, dass wir jetzt an langfristigen Lösungen arbeiten müssen. Dass da vonseiten des zuständigen Ministeriums nichts Fundiertes für die Kommunen kommt, ist traurig. Ich warne aber davor, dass der Berufsstand sich kannibalisiert. Denn jede Kindergärtnerin, jede Erzieherin – oder zumindest ein Großteil davon –, die zu uns kommt, verlässt eine andere Kita. Somit wird das Problem verschoben, aber nicht gelöst.

Die Elterninitiative hat auch die Idee des Kita-Platz-Sharings. Neu und innovativ?

Eher sehr alt. Meine Tochter ist 1979 geboren. Mit vier Jahren hat sie keinen Kita-Platz bekommen. Uns wurde damals angeboten, dass sie von 14 bis 16 Uhr die Kita besuchen darf. Eine wirkliche Entlastung war das für berufstätige Eltern nicht. Damals war man zwar froh, wenigstens in einer Wechselgruppe untergekommen zu sein. Aber für das Personal war das eine große Belastung, und auch pädagogisch ist das absolut nicht sinnvoll. Zudem würde das nur für einen meiner Schätzung nach sehr kleinen Bruchteil der Eltern infrage kommen.

Was ist mit Ideen wie Wegegeld oder eine Wertschätzung in Form einer Einladung des Kita-Personals aufs Volksfest?

Das und vieles andere, was vorgeschlagen wurde, gibt es bei uns in Freising schon lange. Wenn es rein um die Wertschätzung geht, sei an der Stelle auch noch der Neujahrsempfang für alle, die für die Stadt Freising tätig sind, genannt – und da ist auch das Kita-Personal jedes Jahr sehr gut vertreten. Gesundheitstage, Fortbildungen – die Liste ist lang, und da wir unsere Angestellten auch halten wollen, ist all das auch unerlässlich. Aber vieles ist eben nicht neu und wird uns somit nicht aus der Krise helfen.

Sie kommen ja selbst aus der Branche, haben jahrelang eine Kita geleitet und wissen somit, wovon Sie reden. Hand aufs Herz: Was sind die Kriterien, nach denen man seinen Arbeitsplatz wählt?

Das Arbeitsklima spielt eine sehr große Rolle. Hier macht Mundpropaganda viel aus. Es spricht sich rum, wenn sich die Mitarbeiterinnen wohlfühlen. Freilich sind es auch Dinge wie die München-Zulage, die Nähe zum Arbeitsplatz etc. Aber ganz ehrlich: Ein Ausflug mehr oder eine Einladung aufs Volksfest werden die Entscheidung nicht beeinflussen.

Und wie geht’s weiter?

Wie gesagt, wir haben noch in dieser Woche ein Treffen mit allen Ämtern und werden dabei auch die Vorschläge der Elterninitiative besprechen. Minilösungen wird es immer geben, durch die zusätzliche sechs bis zehn Kinder untergebracht werden können. Für die große Lösung für alle, die auf der Warteliste stehen, sehe ich im Moment noch nicht die zündende Idee. Es hat sich, und das war zu erwarten, nichts Großes getan. Die Situation wird weiterhin völlig unbefriedigend bleiben. So ehrlich müssen wir sein.

Keine Entspannung in Sicht

Die Zahl der Kita-Plätze wird sich nach Angaben der Stadt Freising im kommenden Kindergartenjahr nicht ändern. Im September 2024 werden 475 Kinder in Freising eingeschult, entsprechend viele Plätze werden frei – dennoch reicht das nicht. Denn laut Einwohnermeldedaten leben in Freising aktuell 476 Kinder im Alter von drei Jahren. Im vergangenen Kindergartenjahr sind 300 Kinder leer ausgegangen. Somit werden laut Stadt um die 780 Kinder angemeldet – etwas mehr als im Vorjahr, da waren es 763. Groß ist der Andrang auch bei den Kinderkrippen: Dort stehen 224 Mädchen und Buben auf der Warteliste. Man rechnet mit 450 Anmeldungen. Für die städtischen Horte geht man von 475 Neuanmeldungen aus. 131 Kinder sind noch auf der Warteliste.

Source: merkur

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